Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Moby-Dick" nach dem Roman von Herman Melville im STAATSTHEATER KASSEL "Moby-Dick" nach dem Roman von Herman Melville im STAATSTHEATER KASSEL "Moby-Dick" nach dem...

"Moby-Dick" nach dem Roman von Herman Melville im STAATSTHEATER KASSEL

Premiere: Freitag, 13. September, 19:30 Uhr, Schauspielhaus

»Nennt mich Ismael«, so beginnt der Erzähler seine Geschichte von einer Reise, die nicht nur vom Festland aufs Meer führt, von der Zivilisation in die Wildnis der Ozeane, vom Bekannten ins Unbekannte. Was im Folgenden auf knapp 1000 Seiten verhandelt und erzählt wird, ist vielmehr eine Reise ins Innere des Menschseins, die zwischen dramatischen Erzählpassagen und nüchternen Aufzählungen, zwischen inneren Monologen und motivgeschichtlichen Überlegungen, zwischen Wissenschaftsprosa und Bibelkunde in überbordender Vielstimmigkeit große Themen aufscheinen lässt.

 

Ismael berichtet von Kapitän Ahab, der, von einem weißen Pottwal verstümmelt, sein Leben leidenschaftlich darauf ausrichtet, Rache zu nehmen und das Untier auszurotten. Eine Walfangfahrt – die Ausdauerdisziplin der damaligen Seefahrt, mit ihren bis zu drei Jahren auf See – bot die ideale Bühne für ein derart verzweifelt hoffnungsloses Unterfangen. Der dunkle Glanz, den solche Verengung und Konzentration auf ein Ziel erzeugt, stellt eine Heimat in der Heimatlosigkeit her; er stiftet Sinn – und ist doch ganz und gar sinnlos.

Zwischen Todessehnsucht und Todesfurcht rollt die »Pequod« und ihre Besatzung durch die Wellen der Ozeane, die Männer üben das Handwerk des Tötens aus und sind doch Teil der gewaltigen Natur rings umher. Die Gier, die Wut, der Hass, die Rache – Missionen, die die Melancholie vertreiben und doch die Auflösung im »wässrigen Element« letztlich nicht verhindern.

»Moby-Dick« kommt im Staatstheater Kassel in einer Monologfassung auf die Bühne. Jürgen Wink steht alleine im Epizentrum dieses Jahrhundertromans, dieser Jahrhunderterzählung, die als Zeugnis der kulturellen Selbstbeobachtung einer Moderne Fragen aufwirft nach Identität, Erlösung, Beheimatung, wirtschaftlicher Ausbeutung und menschlicher Hybris.

Marco Štorman (*1980) inszenierte mit Arthur Schnitzlers »Anatol« erstmalig in der Spielzeit 12/13 am Staatstheater Kassel, 2014/15 folgte am Staatstheater Kassel »Immer noch Sturm« von Peter Handke, er arbeitet als freier Regisseur aber auch u.a. am Thalia Theater in Hamburg, dem Schauspiel Hannover, den Theatern in Lübeck und Klagenfurt und der Staatsoper Stuttgart. Neben seinen Inszenierungen dreht er Filme und ist Gründer der Theatergruppe »Kulturfiliale« und erhielt sowohl für seine Filme als auch für seine Performances Auszeichnungen.

Dramatisierung von Marco Štorman

Inszenierung: Marco Štorman,
Bühne, Kostüme und Video: Demian Wohler, Komposition,
Musikalische Einstudierung und Instrumentenbau: Moritz Löwe,
Licht: Albert Geisel,
Dramaturgie: Michael Volk

Mit: Jürgen Wink

Die nächsten Vorstellungen: Sa, 21. / Sa, 28. September | Sa, 12. / Do, 17. / Sa, 19. Oktober

Das Bild zeigt Herman Melville

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

SZENEN OHNE ILLUSIONEN -- "Tosca" von Giacomo Puccini in der Staatsoper Stuttgart

Kann Kunst unsere Wirklichkeit beeinflussen? Diese Frage steht als zentrales Thema im Zentrum der Inszenierung von Willy Decker, dessen Figuren sich in Puccinis "Tosca" in einem schwarzen Kasten…

Von: ALEXANDER WALTHER

RETTET DIE FRAUEN! -- Premiere "Zertretung" von Lydia Haider im Schauspiel Nord STUTTGART

Die 1985 in Oberösterreich geborene Lydia Haider hat hier einen radikalen Text vorgelegt, der zuweilen an Rainald Goetz erinnert. Die zentrale Frage lautet: Wie geht man mit einem System um, das…

Von: ALEXANDER WALTHER

ATEMLOSE HÖHENFLÜGE -- SWR Symphonieorchester mit Busoni und Sibelius im Beethovensaal der Liederhalle/STUTTGART

Zwei unterschiedliche Zeitgenossen standen diesmal im Zentrum: Jean Sibelius und Ferrucio Busoni. Immerhin weiß man, dass beide in Helsinki Schumanns Klavierquintett in Es-Dur gemeinsam musizierten.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑