Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Oper Frankfurt: I PURITANI - Opera seria in drei Teilen von Vincenzo BelliniOper Frankfurt: I PURITANI - Opera seria in drei Teilen von Vincenzo BelliniOper Frankfurt: I...

Oper Frankfurt: I PURITANI - Opera seria in drei Teilen von Vincenzo Bellini

Premiere: Sonntag, 2. Dezember 2018, um 18.00 Uhr im Opernhaus

Mitten im Bürgerkrieg: Liebe und Hass, persönliche Rivalitäten und religiöse Konflikte, Wahn und Wirklichkeit prallen in Bellinis letzter Oper aufeinander. Arturo, Parteigänger der fast geschlagenen Stuarts, liebt Elvira, Tochter des puritanischen Gouverneurs Lord Valton — und sie liebt ihn. Trotz aller Widerstände haben sie sich einander versprochen.

Als Arturo während des Sieg- und Verlobungsfestes auf die Witwe des bereits hingerichteten Stuart-Königs Karl I., Enrichetta, trifft, stiehlt er sich fort, um die vom Mob verfolgte Königin zu retten. Die verlassene Braut Elvira glaubt, dass Arturo ihr untreu geworden ist, und wird wahnsinnig. Dass Arturo in Abwesenheit zum Tode verurteilt wird, macht die Sache nicht besser. Nach vielen Verwicklungen wird Arturo begnadigt und die beiden Liebenden finden in einem völlig unglaubwürdigen Happy End zueinander.

Die religiösen Konflikte rücken in dem vom Komponisten mitgestalteten Libretto Carlo Pepolis zugunsten der Geschichte von Elvira und eines vermeintlichen Ehebruchs in den Hintergrund. Nur der Überbau von Bellinis Oper für Paris blieb konfessioneller Natur: Die puritanischen Republikaner haben den Sieg über die Royalisten, die Anhänger der katholischen Stuarts, davongetragen und sind dabei, das Königreich in eine Republik zu verwandeln. Mit gutem Instinkt griff Bellini, der damalige Liebling der Pariser Gesellschaft, die republikanische Idee auf und traf damit den Zeitgeist der Juli-Monarchie des Bürgerkönigs Louis-Philippe. Außerdem scheint die Handlung die europaweit grassierende, historisierende Walter-Scott-Mode bedient zu haben: I puritani wurde — nur wenige Monate vor dem Tod des erst 34-jährigen Komponisten — ein Riesenerfolg.

Trotz unwahrscheinlicher Wendungen und plötzlicher Brüche gilt Belllinis neunte Oper als Meisterwerk. Die mangelnde Glaubwürdigkeit der Handlung verliert an Bedeutung angesichts der musikdramatischen Kraft, seiner eleganten Melodieführung und seiner Kunst der Darstellung einzelner Extremsituationen. Bellini bietet in seiner wohl reifsten Partitur für die Epoche des Belcanto fortschrittlich angelegte Szenenkomplexe sowie fein austarierte Instrumentalpassagen und baut eine dramatisch zugespitzte, packende musiktheatralische Wunderwelt.

Text von Carlo Pepoli
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Musikalische Leitung: Tito Ceccherini
Inszenierung: Vincent Boussard
Bühnenbild: Johannes Leiacker
Kostüme: Christian Lacroix
Video: Isabel Robson
Licht: Joachim Klein
Chor: Tilman Michael
Dramaturgie: Zsolt Horpácsy

Elvira: Brenda Rae / Zuzana Marková (Januar 2019)
Lord Arturo Talbo: John Osborn
Sir Riccardo Forth: Iurii Samoilov
Lord Gualtiero Valton: Thomas Faulkner
Sir Giorgio: Kihwan Sim
Sir Bruno Roberton: Michael Porter
Enrichetta di Francia: Bianca Andrew / Kelsey Lauritano (8., 14., 16. Dezember 2018)
Eine Frau: Sofia Pintzou

Chor der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester

Koproduktion mit der Opéra Royal de Wallonie, Liège

Bild: Vincenzo Bellini

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EIN TRAGISCHES REISEERLEBNIS -- "Mario und der Zauberer" von Thomas Mann im Studiotheater STUTTGART

Zum 150. Geburtstag von Thomas Mann hatte in Stuttgart "Mario und der Zauberer" nach der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann Premiere. Auf konzentriertem Raum lässt die Regisseurin Daniela Urban…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER MUSIKKRITIKER LÄSST GRÜSSEN -- "Der Tod, das muss ein Wiener sein" im Renitenztheater Stuttgart

Das Wiener Kaffeehaus als Institution wurde hier gebührend gefeiert. Nikolaus Büchel bereitete das Ganze als Regisseur und gebürtiger Wiener auch kabarettistisch auf: "Wie kommt der Wolf ins…

Von: ALEXANDER WALTHER

SPIEL ZWISCHEN LICHT UNDS SCHATTEN -- "Otello" von Giuseppe Verdi in der Staatsoper STUTTGART

Die Inszenierung von Silvia Costa integriert Videoeinlagen von John Akomfrah, wo die Otello-Tragödie in eindringlichen Bildern nachgezeichnet wird. Der erste Akt ist geprägt von einer Statue und einem…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZWISCHEN KLASSIK UND UNTERHALTUNG -- "Heavy Metal aus Schwaben" im Schloss Bietigheim-Bissingen

Das Tuba-Euphonium Quartett des Landesblasorchesters Baden-Württemberg mit Steffen Burkhardt, Peter Teufel, Erich Hermann und Markus Scholl präsentierte einen interessanten Streifzug durch die…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZAUBEREI UND KABARETT VERBUNDEN -- Kabarett mit Thomas Fröschle im Glasperlenspiel ASPERG

"Investigative Comedy vom Feinsten" präsentierte Thomas Fröschle im Glasperlenspiel, wobei er auf die Verwechslung mit "Äffle und Pferdle" gleich zu Beginn hinwies. Zauberkunst und Kabarett wurden…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche