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"Baal" von Bertolt Brecht im Berliner Ensemble

Premiere: 6.9.2019, 19.30 Uhr, Großes Haus

Bertolt Brechts expressive Bühnenballade "Baal", benannt nach dem syrischen Fruchtbarkeitsgott, dessen Abbild in der Augsburger Dachkammer des frühreifen Stückeschreibers über dem Bett hing, erzählt vom Leben eines Künstlers – irrlichternd zwischen Genie und Wahnsinn. Von panischem Glücksverlangen besessen lebt Baal ein Leben, ganz im Zeichen der Kunst, das zwischen Rausch und Absturz wenig (Zwischen-)Menschlichem Raum lässt. Verhalten und Lebensweg Baals verstoßen gegen die moralischen und sozialen Normen seiner Zeit – und nicht nur dieser.

Baal brennt lichterloh. Er brennt sein Leben ab wie eine Fackel. Getrieben von Lust und Unlust peitscht er sich und die, die ihn umgeben, durch ein Leben ohne Halt. Als Dichter wird er von der Gesellschaft verehrt, als Mensch verachtet. Er selbst kann im Menschen nichts Gutes, nichts Wertvolles erkennen. Baal, der skrupellose Anarchisverzaubert als Poet und zynisch-philosophischer Denker, der an der Amoralität der Welt und den Abgründen des Lebens zugrunde geht. „Die Lebenskunst Baals“, erläuterte Brecht 1954, „teilt das Geschick aller anderen Künste im Kapitalismus: sie wird befehdet. Er ist asozial, aber in einer asozialen Gesellschaft.“

Die Figur Baal kann sinnbildlich für eine Gesellschaft gelesen werden, in der die Bedeutung des Individuums den Wert der Gemeinschaft gesprengt hat und Solidarität nur noch ein lästiges Schlagwort alter Tage ist. "Die Lebenskunst Baals", erläutert Brecht 1954, "teilt das Geschick aller anderen Künste im Kapitalismus: sie wird befehdet. Er ist asozial, aber in einer asozialen Gesellschaft."

Heutzutage stellt sich die Frage nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen Menschen neu. Die Frage nach Respekt und Solidarität, nach der Möglichkeit und Notwendigkeit einer Begegnung auf Augenhöhe von Mensch zu Mensch. Eine Frage, mit der sich Regisseur Ersan Mondtag in seiner Auseinandersetzung mit dem Stoff konfrontieren will. Mit seiner Interpretation des Stoffes wirft er  außerdem einen kritischen Blick auf Geniekult und männliche Allmachtsfantasien.

Regie/Bühne/Kostüme: Ersan Mondtag
Künstlerische Beratung: Clara Topic-Matutin Kostümassistentin und Kostümmalerin: Annika Lu Hermann
Musik: Eva Jantschitsch

MIT Torben Appel, Yanina Cerón, Judith Engel, Peter Luppa, Owen Peter Read, Stefanie Reinsperger,
Veit Schubert, Kate Strong, Emma Lotta Wegner, Paul Zichner u.a.

WEITERE VORSTELLUNGEN AM 7./20. (WITH ENGLISH SURTITLES)/21.9. GROSSES HAUS

Das Bild zeigt Bertolt Brecht

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