Mitnichten, obwohl Generationen von Schülerinnen und Schülern sowie Theaterbesucherinnen und -besuchern mit zig Interpretationen der Biedermann-Parabel konfrontiert wurden: Dieser Zerstörungswillen allerorten, wie kann das sein? Weshalb Gewalt, wo es uns hier doch im Grunde so gut geht? Wo kommen nur die Aggressoren her? Wir lassen uns unseren Glauben an das Gute nicht nehmen und bieten, liberal und aufgeschlossen wie wir sind, sogar Radikalen Obdach, sehen über deren Absichten geflissentlich hinweg, auch wenn die keinen Hehl daraus machen, uns und unsere Gesellschaft vernichten zu wollen. Ist das naiv oder stupide?
Erhellend ist es auf jeden Fall. Herr Biedermann jedenfalls in Frischs Stück lässt die gewaltbereiten Extremisten, denen er bei sich Quartier gibt, in ihren unverhohlenen Anschlagsvorbereitungen gewähren. Er kann und will nicht sehen, dass er selbst und seine ›heile‹ Welt unmittelbar bedroht sind, zu Gegenwehr ist er nicht imstande. Die Strategie der Brandstifter bei der umfassenden Destruktion des ihnen Verhassten geht auf: Die »beste und sicherste Tarnung (...) ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit«. Simpel, klar und wirksam: bis heute.
Inszenierung Ekat Cordes
Ausstattung Anike Sedello
Dramaturgie Dr. Christian Katzschmann
Regieassistenz & Abendspielleitung Joshua Taylor
Mit
Frank Röder (Der Moderator) Maurizio Micksch (Gottlieb Biedermann) Nicola Schubert (Babette Biedermann) Alexandra Ostapenko (Anna, ein Dienstmädchen / Asisstentin des Moderators / Brandschutzbeauftragte / Medium) Benedikt Paulun (Schmitz, ein Ringer / Experte 1 / Ghost Investigator 1 / Model für Biedermann's Haarwasser 1) Rudi Grieser (Eisenring, ein Kellner / Experte 2 / Ghost Investigator 2) Björn Ingmar Böske (Nachrichtensprecher / Ein Polizist / Ein Dr. phil. / Experte 3 / Literaturprofessor / Benzinexperte / Medium / Wahrsagerin / Model für Biedermann's Haarwasser 2 / Witwe Knechtling / Biber)
Das Bild zeigt Max Frisch