Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Das öde Haus" frei nach E.T.A. Hoffmann am ACUD Theater Berlin"Das öde Haus" frei nach E.T.A. Hoffmann am ACUD Theater Berlin"Das öde Haus" frei nach...

"Das öde Haus" frei nach E.T.A. Hoffmann am ACUD Theater Berlin

Premiere 29. Oktober 2021, ACUD Theater Berlin, 20 h

Im Vorfeld seines 200. Todestages (2022) E.T.A Hoffmanns adaptiert Felix Goldmann, Theaterleiter des ACUD Theaters, seine Novelle „Das öde Haus“ für die Bühne. Die bei Hoffmann thematisierte und sich verwischende Grenze zwischen Leben und Illusion greift die Inszenierung auf und verhandelt sich widersprechende Deutungen der Realität. Dabei geht das Stück der Frage nach, was ist Bemühung um Erkenntnis und wo beginnt die Manipulation?

 

Copyright: Daniel Semke

Die Inszenierung „Das öde Haus“ geht von einem ähnlichen Setting aus wie die gleichnamige Novelle von E.T.A. Hoffmann. Der Student Theodor kommt in eine große Stadt. Dort entdeckt er ein zwischen Protzbauten eingeklemmtes kleines, verwahrlostes Haus: Die Fenster im Erdgeschoss sind zugemauert. Kein Türschild deutet auf die Bewohner hin.

Theodor fragt sich, was wohl mit dem Besitzer los ist, warum er das Haus verkommen lässt. „Ganz zufällig“ erhält er unterschiedliche, sich widersprechende Informationen. Eine zarte, wunderschöne Frauenhand mit einem blitzenden Diamanten am Finger erscheint kurz in einem der Fenster, aber der Verwalter bestreitet die Anwesenheit einer Frau im Haus. Der Student wird misstrauisch gegenüber den banalen Erklärungen und fragt sich, ob im Haus nicht schreckliche Dinge geschehen, jemand gefangen gehalten, gequält oder gefoltert wird.

In der Inszenierung von Felix Goldmann verkörpern vier Darsteller:innen die Figur des Theodors. Jede/r behauptet ihre/seine Sicht auf die Geschehnisse. Die verschiedenen Erzählungen und Wahrnehmungen laufen auf einen zentralen Punkt zu: das öde Haus auf der Straße Unter den Linden. Im Ringen um die gültige Version der Geschichte bekämpfen sie sich, behaupten seriöses Wissen und seriöse Quellen, kommen zu Lösungen und verwerfen diese. Dabei verfangen sich die Darsteller:innen in möglichen und sich widersprechenden Deutungen der Realität. Es scheint ihnen unmöglich zwischen Fiktion und Realität, zwischen ihnen wohl und ihnen übel gesonnenen Kräften zu unterscheiden. Werden sie einen Weg aus diesem Dilemma heraus finden?

Darsteller*innen: Heribert Gietz, Yael Schüler, Jan Viethen, Patricio Tonato Sounds: Or Sarfati

Regie: Fellix Goldmann
Ausstattung: Jens-Uwe Behrend
Produktionsleitung: Mali Haustrate Ohana
Dramaturgie: Sibille Roth
Video: C. Kernich

Weitere Aufführungen
30.+31. Oktober 2021, ACUD Theater Berlin, 20 h

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DER NARR ALS REVOLUTIONÄR -- Verdis "Rigoletto" in der Staatsoper Stuttgart

Das Regieduo Jossi Wieler und Sergio Morabito hat "Rigoletto" hier als Narren und Revolutionär zugleich inszeniert. Er rebelliert gegen ein seiner Meinung nach ungerechtes System und stachelt den…

Von: ALEXANDER WALTHER

JAGENDE HORN-PASSAGEN -- Neue CD von Helmut Lachenmann "My Melodies" bei Naxos (BR Klassik - musica viva)

Ein kompositorischer Umgang mit dem Phänomen Melodie steht im Mittelpunkt der Komposition "My Melodies" für acht Hörner und Orchester des 1935 in Stuttgart geborenen Helmut Lachenmann. Unter der…

Von: ALEXANDER WALTHER

VOLLENDETER FORMALER AUFBAU -- Bachs Matthäus-Passion mit den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben in der Stiftskirche STUTTGART

Für Karfreitag 1729 schrieb Johann Sebastian Bach seine "Matthäus-Passion" BWV 244 und arbeitete sie dann noch dreimal um. Der vollendet ausgewogene Aufbau dieses Meisterwerks kam in der Aufführung…

Von: ALEXANDER WALTHER

SCHONUNGSLOSE SELBSTERKENNTNIS --- John Gabriel Borkman im Schauspielhaus Stuttgart

Henrik Ibsen ist der Dramatiker der schuldhaft versäumten Selbstemanzipation. Er setzt sich schonungslos mit den Lebenslügen der Menschen auseinander. Seiner Devise "Dichten ist Gerichtstag halten…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCH GEBALLTER ABLAUF --- Verdi Operngala im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Vorwiegend Spätwerke Giuseppe Verdis standen bei dieser sehr gelungenen Operngala auf dem Programm. Die vorzüglich musizierende Württembergische Philharmonie Reutlingen unter der inspirierenden…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑