Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
WOZZECK von Alban Berg, WIENER STAATSOPERWOZZECK von Alban Berg, WIENER STAATSOPERWOZZECK von Alban Berg,...

WOZZECK von Alban Berg, WIENER STAATSOPER

Premiere am 21. März 2022, 20 Uhr

Es ist eine der wichtigsten Opern des 20. Jahrhunderts und ohne Zweifel eines der wichtigsten in Wien komponierten Werke der gesamten Musikgeschichte: Alban Bergs 1925 in Berlin uraufgeführter Wozzeck, basierend auf einem Dramenfragment Georg Büchners. Mit Wozzeck gelang dem Komponisten eine Oper, die eine Symbiose aus psychologischer Analyse, sozialem Aufschrei und höchstpersönlichem künstlerischen Ausdruck ist, das »erste Modell einer Musik des realen Humanismus«, wie Adorno es formulierte.

Copyright: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Sie erzählt die Geschichte einer gepeinigten Kreatur, die, von Visionen und Ängsten bedrängt, von der Gesellschaft verlacht und gequält, aus ihrer Existenz getrieben wird. Bis es zur finalen Katastrophe kommt: Der Verzweifelte ermordet seine Geliebte und findet den Tod im Wasser.

Bergs maßstabsetzende Oper basiert auf einem Dramenfragment Georg Büchners (1836/7), in dem dieser die Ausweglosigkeit des Menschen angesichts der ihn bestimmenden Umstände beschreibt: Ein einfacher Soldat wird zum Opfer der pathologischen Boshaftigkeit seiner Mitmenschen, muss sich aus sozialer Not unterwerfen, geht im Wahn verloren und scheitert auch an der Untreue der Mutter seines Kindes.

Als Berg 1914 in Wien das Stück bei einer Theateraufführung erlebte, fasste er rasch den Entschluss, den beklemmenden Stoff zu vertonen. Die Arbeit – unterbrochen unter anderem durch den Ersten Weltkrieg – zog sich allerdings in die Länge. Erst 1925 wurde Wozzeck in Berlin unter Erich Kleiber exemplarisch uraufgeführt, fünf Jahre später erfolgte die Erstaufführung an der Wiener Staatsoper unter Clemens Krauss. Rasch entwickelte sich das Werk (bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten) zum Repertoirestück. Dass Wozzeck in den Premierenzyklus der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper 1955 aufgenommen wurde, unterstreicht den Ausnahmecharakter dieses Werks. Oder, wie der zeitgenössische Komponist Wolfgang Rihm einmal meinte: »Eine Jahrhundertoper!«

Wozzeck gilt als die erste große, vollständig atonale Oper. In einer Zeit des musikalischen Umbruchs kann es als Pionierwerk des musikalischen Theaters verstanden werden, das die Ausführenden herausforderte und das Publikum zu einem erneuerten Hören und Verstehen verführte. Berg spannt in seinem Wozzeck ein engmaschiges Netz aus historischen Verweisen und Formmodellen vom Barock bis zur Spätromantik, voller nuancierter kammermusikalischer Feinheiten, im Kontext einer ebenso unmittelbar packenden wie verstörenden hochexpressiven Klangsprache, die auch eine hochdifferenzierte Singstimmenbehandlung umfasst.

Musikalische Leitung
Philippe Jordan
Inszenierung
Simon Stone
Bühne
Bob Cousins
Kostüme
Alice Babidge Fauve Ryckebusch
Licht
James Farncombe

Wozzeck
Christian Gerhaher
Tambourmajor
Sean Panikkar
Hauptmann
Jörg Schneider
Doktor
Dimitry Belosselskiy
Marie
Anja Kampe
Andres
Josh Lovell
1. Handwerksbursch
Peter Kellner
2. Handwerksbursch
Stefan Astakhov
Narr
Thomas Ebenstein
Margret
Christina Bock

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

VERANKERUNG IN RITUALEN -- "Muttertier" von Leo Lorena Wyss im Kammertheater STUTTGART

"Ich verstehe dich...Aber immer, wenn ich den Mund öffne, immer wenn ich etwas sagen will, dann ist da nur der Muttermund..." Drei Geschwister tollen, taumeln und tauchen im Becken eines Hallenbads.…

Von: ALEXANDER WALTHER

JUGENDLICHE SCHWUNGKRAFT -- 6. Staatsorchesterkonzert im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Sehr jugendlich wirkt Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr. 1 in c-Moll op. 11. Sie trägt noch die Handschrift der Streichersinfonien. Und stellenweise blitzt sogar der Einfluss der…

Von: ALEXANDER WALTHER

TÄNZERISCHE ELEGANZ UND GLANZ -- Stuttgarter Ballett mit Choreografien von Hans van Manen "Fünf für Hans"im Opernhaus STUTTGART

Die wichtige Kunst des Weglassens spielt bei dem 1932 geborenen niederländischen Choreografen Hans van Manen eine große Rolle. Es ist eine Mischung von neoklassischem Ballett mit modernen…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE UNTERWELT IM KUNSTMUSEUM -- Gastspiel-Premiere "Orfeo ed Euridice" von Christoph Willibald Gluck mit dem Staatstheater Augsburg im Theater Heilbronn

"Ich bin der Ritter Gluck!" heißt es in E.T.A. Hoffmanns unheimlicher Erzählung "Ritter Gluck". Der tritt plötzlich auf, obwohl er schon lange tot ist. Um eben dieses mysteriöse Thema kreist auch…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN TRAGISCHES REISEERLEBNIS -- "Mario und der Zauberer" von Thomas Mann im Studiotheater STUTTGART

Zum 150. Geburtstag von Thomas Mann hatte in Stuttgart "Mario und der Zauberer" nach der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann Premiere. Auf konzentriertem Raum lässt die Regisseurin Daniela Urban…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche