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"Der Diktator / Der zerbrochene Krug" von Ernst Krenek/Viktor Ullmann - Bayerische Staatsoper München

Premiere Freitag, 13. April 2018, 19.00 Uhr, Cuvilliés-Theater

Die jungen Nachwuchssänger des Opernstudios erarbeiten auch 2018 eine eigene Produktion: Ernst Kreneks Der Diktator und Viktor Ullmanns Der zerbrochene Krug. Die Thematik von Macht und dessen Missbrauch verbindet die beiden Einakter.

 

Die Schlussszene des Operneinakters Der Diktator, für die Shakespeares Drama King Richard III Pate stand, sah Ernst Krenek selbst als die zentrale Passage seiner Oper an, habe er das Werk doch nur wegen ihr in Angriff genommen: Der Diktator will sich im Finale – den Warnungen seiner Frau Charlotte zum Trotz – des Objektes seiner erotischen Begierden, Maria, bemächtigen. Von der suggestiven Wortmacht des Diktators beeinflusst, erklärt sich Maria dazu bereit, wirft sich dann allerdings in die Flugbahn einer dem Diktator bestimmten und von dessen Ehefrau abgefeuerten Kugel.

Die manipulative Kraft des Tyrannen wird hier im Opfertod durch eine Frau also noch potenziert; für sie gibt es keinen Grund für ein solches Opfer, im Gegenteil: Ihr Mann verlor in einem von dem Diktator angezettelten Krieg sein Augenlicht. Laut der Aussage des Komponisten fände die wechselseitige Integration von handfestem Realismus und symbolistischem Handlungsgeschehen ihre Entsprechung in der „raum- und zeitraffenden Gewalt der Musik, die größte Kontraste auf kleinstem Raum verlangt“ sowie im Wechsel von dissonant-dramatisch und lyrischkonsonant akzentuierten Partien.

Der Dorfrichter Adam muss über eine von ihm selbst begangene Tat, deren Hintergründe sich nur allmählich enthüllen, zu Gericht sitzen. Viktor Ullmann komponierte seine Oper und Heinrich-Kleist-Adaption Der zerbrochene Krug vermutlich 1940/41, also kurz bevor er 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden ist. Das Libretto richtete Ullmann nach der Vorlage des kleistschen Lustspiels selbst ein. Der Komponist, Musiklehrer sowie Journalist Ullmann wirkte vor allem in Prag, wo er in den 1920er Jahren zu der Spitze der musikalischen Avantgarde gehörte. Nach der Okkupation der Stadt durchdas nationalsozialistische Deutschland war es ihm unmöglich, eine feste Anstellung zu finden – er arbeitete freiberuflich in der Musikpädagogik, im Rundfunk und hielt Vorträge – und 15 seiner späten Kompositionen konnte er nur dank einer Erbschaft im Eigenverlag veröffentlichen. Die Uraufführung des Zerbrochenen Kruges fand erst 1996 bei den Dresdner Musikfestspielen statt, 52 Jahre nach der Ermordung des Komponisten in einer Gaskammer im Vernichtungslager Auschwitz.

In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln | Neuproduktion

Musikalische Leitung
    Karsten Januschke
Bühne
    Marie Pons
Kostüme
    Gesine Völlm
Licht
    Christian Kass
Dramaturgie
    Benedikt Stampfli

Orchester
    Münchener Kammerorchester

Der Diktator
Inszenierung
    Martha Teresa Münder
Diktator
    Boris Prýgl
Charlotte
    Réka Kristóf
Offizier
    Galeano Salas
Maria
    Paula Iancic



Der zerbrochene Krug
Inszenierung
    Andreas Weirich
Walter
    Oleg Davydov
Adam
    Milan Siljanov
Licht
    Long Long
Marthe
    Alyona Abramowa
Eve
    Anna El-Khashem
Veit
    Boris Prýgl
Ruprecht
    Galeano Salas
Brigitte
    Niamh O’Sullivan
Bedienter
    Alexander York
Erste Magd
    Paula Iancic
Zweite Magd
    Niamh O’Sullivan
Frau Brigitte
    Ulrike Arnold

Münchner Kammerorchester

Bild: Viktor Ullmann

 

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