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"La clemenza di Tito", Opera seria von Wolfgang Amadeus Mozart, Staatstheater Braunschweig:

Premiere Sa, 17. Februar 2018, 19:30 Uhr, Großes Haus

Tito plant, Servilia, die Schwester seines Freundes Sesto, zu heiraten. Diese jedoch liebt Annio und weist ihn zurück. Vitellia wiederum täte alles dafür, die Frau an Titos Seite zu werden – und benutzt die Liebe Sestos für

ihre persönliche Intrige …

Mozarts letzte Oper hatte bereits zur Entstehungszeit mit dem Vorwurf der Rückwärtsgewandtheit zu kämpfen, knüpft sie doch vordergründig an die überkommene Form der opera seria an und huldigt den Tugenden des Adels.

In der Regie von Jürgen Flimm zeigt sich, dass die Komposition längst nicht so traditionell, die Handlung nicht so überholt und die Herrschermilde nicht so selbstlos ist, wie vermutet.  Bereits 2012 inszenierte Regielegende Jürgen Flimm die vorletzte Mozart- Oper an der Staatsoper Wien. Nun schafft er eine Braunschweiger Neuauflage dieser Arbeit – mit einem adaptierten Bühnenbild von Polina Liefers und neu entwickelten Kostümen von Stephan von Wedel. Dabei interessiert ihn weniger die Form der Huldigungsoper als vielmehr das Spiel über Formen, Mechanismen und Möglichkeiten von Macht. Keine Idealtypen möchte Flimm auf die Bühne stellen, keine Utopie der Milde, wie die Figur des Tito oft interpretiert wird. Stattdessen geht es ihm um dreidimensionale Charaktere aus dem Hier und Jetzt. In einem herrschaftlichen, nicht näher konkretisierten Raum lässt er die Figuren in scharfen Konstellationen aufeinanderprallen und dabei ihre Abgründe offenlegen. Dies gilt auch für Tito: Wie echt kann die angebliche Toleranz dieses Menschen sein und wie ungeduldig und gefährlich ist der Kaiser wirklich?

Jürgen Flimm setzt bei Titos Opfer an, seine Geliebte für das Wohl des Volkes aufzugeben. Dieser erzwungene Liebesverlust führt zu einem Trauma, zu dem der Verrat des besten Freundes Sesto sein Übriges tut. Die Milde wird seine Waffe, seine Entscheidungsgewalt, der sich alle unterordnen müssen. Und in dem Maße, in dem die Milde steigt, wächst auch die Selbstliebe und Selbstdarstellung des Herrschers als Gutmensch.

Libretto von Caterino Mazzolà nach Pietro Metastasio
 

  • Musikalische Leitung: Srba Dinić
  • Regie: Jürgen Flimm
  • Mitarbeit Regie: Beate Baron
  • Kostüme: Stephan von Wedel
  • Bühne: Polina Liefers, nach einer Idee von George Tsypin
     
  • Tito Vespasiano: Khanyiso Gwenxane
  • Vitellia: Narine Yeghiyan
  • Sesto: Jelena Kordić
  • Servilia: Jelena Banković, Ekaterina Kudryavtseva
  • Annio: Carolin Löffler, Milda Tubelytė
  • Publio: Ernesto Morillo


Staatsorchester Braunschweig, Chor des Staatstheaters Braunschweig,
Statister

Weitere Termine Sa 17.02.2018, Di 20.02.2018, Fr 02.03.2018, So
11.03.2018, Mi 21.03.2018, So 01.04.2018, Fr 13.04.2018, So 22.04.2018, So
06.05.2018, Fr 11.05.2018, Großes Haus

Bild: Wollfgang Amadeus Mozart

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