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Theater Erfurt: THE LAST FIVE YEARS, Musical von Jason Robert Brown

Premiere: 22. November 2019 | 20.30 Uhr | STUDIO.BOX

Liebesgeschichten auf der Bühne verlaufen – ebenso wie die auf der Kinoleinwand – meist nach dem immer gleichen Muster. Das preisgekrönte Musical The Last Five Years hingegen, bricht mit den üblichen Erzählweisen. Es erzählt nicht vom Zustandekommen, sondern vom Scheitern einer Beziehung, die nach fünf Jahren in einer schmerzlichen Trennung resultiert.

 

Copyright: Hanna Lohr: Bühnenbild

Das allein wäre vermutlich langweilig, hätte Komponist und Texter Jason Robert Brown dem ganzen nicht mit einen raffinierten Kniff das gewisse Etwas verliehen: Zwar durchleben seine zwei Protagonisten zeitgleich Episoden ihrer fünfjährigen Liebesgeschichte - dies aber unabhängig voneinander und in entgegengesetzter chronologischer Abfolge: Während Cathy von der schmerzhaften Trennung aus über schwierige und glückliche Momente bis hin zum Kennenlernen zurückblickt, schildert Jamie parallel dazu seine Sicht der Dinge vorwärts, vom verheißungsvollen ersten Date über die ersten Beziehungskrisen bis hin zur Scheidung.

Nur ein einziges Mal treffen sich die Zeitlinien der beiden: nach der Hälfte des Stücks, im Moment der gemeinsam erlebten Hochzeit. So prallen Szenen von Anfang und Ende der Beziehung – erlebt aus der Sicht von Jamie respektive aus der von Cathy – für die Zuschauer ebenso in einzelnen Augenblicken aufeinander, wie die dementsprechend gegensätzlichen Emotionen der beiden Protagonisten. Unweigerlich kommt die Schuldfrage auf, doch die Zuschauer können sich erst nach und nach wie aus zerstreuten Puzzleteilen ein vollständiges Bild zusammensetzen.

Jamie und Cathy suchen beide ihre Erfüllung neben der Partnerschaft insbesondere auch im beruflichen beziehungsweise künstlerischen Erfolg. Doch während er als aufstrebender Buchautor vom Erfolg geradezu überrollt wird, geht ihre Karriere als Musicaldarstellerin nicht so voran, wie sie sich das wünscht. So thematisiert Komponist und Texter Jason Robert Brown auch die typischen Symptome unserer Zeit, in der Beziehungsideale und Erwartungen an den Partner mit dem eigenen Wunsch nach Karriere und Selbstverwirklichung sowie den Realitäten des Alltags kollidieren.

Erzählt wird die Geschichte durch eine Reihe von hochemotionalen Solonummern und zwei Duetten, die mal jazzig und rockig oder auch mit Anklängen an Klezmer, Latino, Blues und Folk Music daherkommen. In Kombination mit seinen äußerst poetischen und gewitzten Texten gelang dem Tony-Award-Gewinner Jason Robert Brown mit The Last Five Years ein packendes Musicaljuwel, bei dem Lachen und Weinen ganz nah beieinander liegen.

In der Erfurter Neuinszenierung von Nico Rabenald werden Zeit und Raum relativ: Immer wieder befinden sich die beiden Protagonisten – für den Zuschauer gleichzeitig, aber doch zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Beziehung – an denselben oder auch verschiedenen (imaginären) Orten.
Gezeigt wird die Inszenierung in der neu eröffneten STUDIO.BOX des Theaters Erfurt. In der durch Mila van Daag konzipierten und von Bühnen- und Kostümbildner Hank Irwin Kittel ausgestalteten 360°-Bühne befindet sich das Publikum zusammen mit den Darstellern in einem Raum, der ein Innen und Außen, Vergangenheit und Gegenwart miteinander vereint. Dies erlaubt den Zuschauern nicht nur große Nähe zu den Darstellern und das Gefühl, sich mitten im Geschehen und zwischen den Zeiten zu befinden; dank zwei einander gegenüberliegenden Sitzreihen und freier Platzwahl können auch sie sich bewusst für eine von zwei Perspektiven entscheiden, aus denen Sie die Geschichte von Cathy und Jamie betrachten.

Deutsch von Wolfgang Adenberg

The Last Five Years
Musical von Jason Robert Brown
Produktion in New York von Arielle Tepper und Marty Bell
Originalproduktion Northlight Theatre, Chicago, USA
Deutsch von Wolfgang Adenberg

Musikalische Leitung / Klavier    William Ward Murta
Inszenierung    Nico Rabenald
Ausstattung    Hank Irwin Kittel

Catherine Hiatt    Corinna Ellwanger
Jamie Wellerstein    Tom Schimon

Weitere Vorstellungen
Sa, 23.11. | Sa, 30.11. | Do, 12.12. | Do, 19.12.2019 jeweils um 20.30Uhr
Sa, 21.12. um 18 Uhr | Fr, 27.12. und Sa, 28.12. um 20.30 Uhr | So, 29.12. um 18 Uhr

 

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