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"Orlando" - Virginia Woolfs Erfolgsroman - Theater Bremen

Premiere ist am Donnerstag, den 7. Juni 2018 um 20 Uhr im Brauhauskeller

In ihrem 1928 veröffentlichten Roman zeichnet Virginia Woolf das märchenhafte Porträt ihrer namensgebenden Titelfigur Orlando, eines jungen Aristokraten, der über vier Jahrhunderte kaum altert, das Geschlecht wechselt und sich immer wieder in verschiedenen Epochen und sich wandelnden Gesellschaften mit jeweils eigenen Wert- und Moralvorstellungen wiederfindet.

„Die Geschichte erzählt, wie man über gesellschaftliche Konventionen hinaus zu sich selbst findet und die eigene Identität bestimmen kann – es ist eine Art queere Coming of Age-Geschichte über mehrere Jahrhunderte,“ sagt Regisseur Meyer-Herder: „Gleichzeitig öffnet Woolf einen Raum, in dem sie Reflexionen über die Moderne und das Thema der Identität ermöglicht.“ Zudem reizt ihn, was sich hinter den kunstvoll gezeichneten Panoramen verschiedener Epochen verbirgt: „Es handelt sich um eine Liebeserklärung an die englische Literaturgeschichte, zugleich ist ,Orlando‘ aber ein bezaubernder Liebesbrief an die englische Aristokratin und Schriftstellerin Vita Sackville-West.“ Mit eben dieser verband Woolf eine literarische und zeitweise erotische Beziehung. Sackville-West war zeitgleich glücklich verheiratet – ihr Mann führte im gegenseitigen Einvernehmen ebenfalls gleichgeschlechtliche Beziehungen.

Die Begegnung mit Sackville-West sowie ihrem aufregenden Leben verarbeitete Woolf in der vielschichtigen Figur der/des Orlando. Mit den Mitteln der Fiktion skizziert sie einen  Lebenslauf verschiedener Begegnungen und Liebesbeziehungen mit Frauen wie mit Männern, der den Menschen ihrer Zeit vollkommen fremd war beziehungsweise nur unter dem Deckmantel der Fiktion offen beschrieben werden konnte. Dabei geht die Vielschichtigkeit der Erfindung Woolfs weit über das Schillernde der Travestie und Fragen nach Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit hinaus. In einem Monolog, der den Erzählvorgang Woolfs plastisch macht, geht Matthieu Svetchine der Frage nach, wie und mit welchen Mitteln sich Biografien in ein Licht rücken lassen, in dem queere Identität sichtbar, lesbar und vor allem lebbar wird.

Franz-Erdmann Meyer-Herder widmet sich am Theater Bremen Virginia Woolfs „Orlando“ und richtet den Klassiker als Solo für den Schauspieler Matthieu Svetchine ein. Franz-Erdmann Meyer-Herder studierte in Lüneburg und Hamburg Kulturwissenschaften und Dramaturgie für Musiktheater. Am Theater Bremen begann er in der Spielzeit 2016/17 nach einer Hospitanz in der Musiktheater-Dramaturgie als Regieassistent im Schauspiel. Mit „Orlando“ verabschiedet er sich nun vom Theater Bremen, bevor er an die Oper Stuttgart wechselt.

Matthieu Svetchine wurde 1976 in Paris geboren. Seit 2002 führten ihn Gastengagements an das Zimmertheater Tübingen, Thalia Theater Hamburg, Deutsche Theater Berlin und ans Schauspiel Hannover. Von 2009 bis 2011 war er fest am Anhaltischen Theater Dessau engagiert und vielfach an genreübergreifenden Arbeiten in der freien Szene tätig. Seit der Spielzeit 2012/2013 ist er festes Schauspielensemblemitglied am Theater Bremen.

Regie:                                      Franz-Erdmann Meyer-Herder
Ausstattung:                            Nanako Oizumi

Mit:                                         Matthieu Svetchine

zwei weitere Vorstellungen folgen am 27. und 28. Juni.

Bild: Virginia Woolf
 

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